Charly auf der Coach
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Herausforderungen meistern: Was ein tauber Hund uns lehrt

Sind es nicht oft die unerwarteten Herausforderungen, die uns die wertvollsten Lektionen fürs Leben schenken? Ich bin fest davon überzeugt. Jedes Hindernis, das wir überwinden, lässt uns wachsen und macht uns stärker. Herausforderungen sind Chancen. So auch eine besondere Erfahrung, die ich mit meiner tauben Kleinpudel-Hündin Charly gemacht habe. Eine Liebeserklärung…

Charly ist taub. Das macht sie zu einem besonders achtsamen Hund und lehrt auch mich, achtsam zu sein - und eine klare, nonverbale Kommunikation. Foto: K. Caspers
Charly ist taub. Das macht sie zu einem besonders achtsamen Hund und lehrt auch mich, achtsam zu sein – und eine klare, nonverbale Kommunikation. Foto: K. Caspers

Eine unerwartete Herausforderung – und eine
große Verantwortung

Hunde sind die besten Freunde des Menschen. Doch neben bedingungsloser Liebe schenken sie uns noch so viel mehr. Charly ist nicht nur mein Herzenshund, sondern hat mir eine echte Lektion des Lebens gelehrt, nämlich in Herausforderungen auch Chancen für persönlichen Wachstum zu sehen.

Wir bekamen Charly als Welpe. Gerade mal acht Wochen war sie alt. Und so süß. In der ersten Nacht vermisste sie zwei, drei Stunden ihre Mutter und die Geschwister. Doch dann akzeptierte sie meinen Mann und mich als ihr neues Rudel. Wir waren wirklich ein Dreamteam! Doch kurz nach Charlys Einzug kam uns etwas komisch vor: Sie reagierte nicht, wenn wir die Kaffeemaschine einschalteten. Sie schlief friedlich weiter, wenn wir mit dem Staubsauger direkt neben ihrem Körbchen saugten. Wir machten sofort einen Termin beim Tierarzt. Dort bekamen wir die Bestätigung: Charly ist taub! Für uns war das ein Schock. Plötzlich war da eine riesige Verantwortung und ist es immer noch.

Charly hört keine Autos, keine Fahrradfahrer und erschreckt, wenn sich ihr jemand von hinten nähert. Zudem fehlte ihr ein wichtiger Sinn, den Hunde für ihre Wahrnehmung so dringend brauchen. Doch die große Frage war: Wie kommuniziert man mit einem Hund, der taub ist?

Klare Kommunikation lernen – ohne Worte zum Erfolg

Glücklicherweise gibt es für jedes Kommando ein passendes Handzeichen. Mit Geduld und Konsequenz funktionierten bald die wichtigsten Befehle: Sitz (erhobener Zeigefinger), Bleib (nach unten gestreckte flache Hand). Und tatsächlich hatte Charlys Taubheit auch Vorteile: An Silvester bleibt sie entspannt, während draußen Raketen knallen. Auch das Klingeln an der Haustür nimmt sie gelassen hin.

Doch die wichtigste Erkenntnis lieferte mir eine Schweizer Hundetrainerin, die selbst zwei taube Deutsche Doggen besitzt. Ihr aufmunternder Satz: „Der Vorteil eines tauben Hundes? Man kann ihn nicht zulabern.“

Charly passt auf mich auf - und ich auf sie. Wir haben eine starke Verbindung und sie lehrt mich auf mein Inneres zu hören und Herausforderungen als Chance zu sehen. Foto: C. Caspers
Charly passt auf mich auf – und ich auf sie. Wir haben eine starke Verbindung und sie lehrt mich auf mein Inneres zu hören und Herausforderungen als Chance zu sehen. Foto: C. Caspers

Von Charly lernen: Auf den Punkt kommen 

Mit Charly funktioniert nur eine klare, direkte Kommunikation. Kein Drumherumreden, keine Missverständnisse – ein Kommando ist ein Kommando. Und genau hier liegt eine meiner wertvollsten Lektionen: Wie oft umschiffen wir im Alltag klare Aussagen?

Ich selbst habe früher lieber extra Aufgaben übernommen, statt direkt um mehr Gehalt oder Wertschätzung zu bitten. Auch bei Verabredungen oder kleinen Gefälligkeiten habe ich oft „Ja“ gesagt, obwohl es nicht in meinen Zeitplan passte. Doch wer sich nicht klar ausdrückt, wird oft missverstanden. Charly lehrt mich jeden Tag: Kommunikation muss klar und konsequent sein.

Neben der klaren Kommunikation brachte mir Charly noch eine andere wertvolle Erkenntnis. Eine Coaching-Kollegin schrieb mir während unserer Ausbildung einen Mediationstext, der mich bis heute begleitet:

„Charly ist genau der richtige Hund für mich. Sie wird nicht durch das Außen abgelenkt oder aufgeschreckt, sondern bleibt ganz bei sich. Wenn ich mit ihr unterwegs bin, muss ich ebenfalls ganz bei ihr sein – im Moment. Sie muss durch mich hören, wir sind in aufmerksamer Verbindung. Sie lehrt mich das ‚Im-Hier-und-Jetzt-Sein‘.“

Diese Worte sind mein Mantra geworden. Dank Charly habe ich gelernt, bewusster und präsenter zu leben – achtsamer zu sein. Und auf mein Inneres zu hören, statt auf all das, was von Außen kommt.

Fazit: Herausforderungen als Geschenk 

Manchmal bekommen wir im Leben nicht das, was wir erwarten – sondern das, was wir brauchen. Charly ist genau der richtige Hund für mich. Sie hat mir nicht nur gezeigt, wie wichtig klare Kommunikation ist, sondern auch, wie wertvoll es ist, sich voll und ganz auf den Moment zu konzentrieren.

Vielleicht hast auch du in deinem Leben eine „Charly“ – eine Herausforderung, die dir am Ende mehr gibt, als sie dir nimmt?

Mach es dir schön!
Deine Karina


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