Yoga-Wanderung in Großarl
Wie wäre es, Körper, Geist und Seele mitten in der Natur wieder in Einklang zu bringen? Eine Yoga-Wanderung verbindet sanfte Bewegung, Achtsamkeit und die heilende Kraft des Waldes – besonders wertvoll für Frauen in der Lebensmitte, die neue Energie und innere Ruhe suchen. In Großarl, einem herrlichen Ort im Salzburger Land, habe ich genau das erlebt: Verwurzelung im Moment, bewusste Schritte auf weichem Waldboden, Yoga unter Fichten – und vor allem ein Gefühl tiefer Dankbarkeit. In diesem Erfahrungsbericht teile ich mit dir, wie eine Yoga-Wanderung wirkt, warum sie mehr ist als nur Bewegung – und wie du diese besondere Form der Entschleunigung selbst erleben kannst.
Die Yoga-Wanderung beginnt mit einer Körperreise
Der Waldboden ist weich. Federnd wird plötzlich jeder meiner Schritte – leicht, fast ein wenig schwebend. Schlanke, hoch aufragende Fichten schirmen die Sonne ab. Die sommerliche Hitze dringt nicht bis zu dem kleinen Kraftort im Wald vor, an dem wir eine Yoga-Einheit machen – die erste auf unserer Yoga-Wanderung. Entschleunigung in der Natur – das war es, was Yoga-Lehrer Thomas Andexer versprochen hat. Und so geht es zunächst vor allem um Wahrnehmung: Wir spüren den weichen Waldboden, verwurzeln uns mit dem Untergrund. Unsere Füße stehen stabil – trotz der Tannenzapfen, Ästchen, Wurzeln und Steine, die den Boden marmorieren und ein natürliches Relief bilden.

Thomas, Tom gennant, leitet uns zu einer kleinen Körperreise an. Von den Füßen spüren wir in die Beine, die Knie, die Hüfte, den Bauch, die Arme. Von den Fingerspitzen geht unsere gedankliche Reise weiter bis zum Scheitelpunkt. Die Luft um uns duftet angenehm harzig – nach Tannen, nach Erde. Wir hören Vögel, das Summen von Insekten, und ab und zu werden wir an diesem heißen Sommertag von einem sanften Windhauch gestreichelt.
Kraft schöpfen bei der Yoga-Wanderung
Zu viert sind wir unterwegs. Sandra und ich haben die Yoga-Wanderung gebucht – kostenfrei über Berg-Gesund, dem Gästeprogramm des Tourismusverbands Großarltal. Tom ist unser Guide, unterstützt wird er von Martina Pfisterer. Sie kommt wie Thomas aus Großarl, beide sind Yoga-Lehrer. Im Wechsel werden sie uns in den nächsten zwei Stunden begleiten und anleiten.
Sandra ist nach Großarl gekommen, um sich von ihrer Scheidung zu erholen. Hier, in der wunderschönen Natur, kann sie neue Kraft schöpfen. Genau wie ich. Das Großarltal ist seit über 45 Jahren so etwas wie mein Seelenort – vielleicht sogar eine Art Heimat. Ein Fixpunkt in meinem Leben, den ich immer wieder ansteuere. Mit meinen Eltern war ich zum ersten Mal hier. Auf den Hängen habe ich Skifahren gelernt. Ich war mit Freunden hier, und seit vielen Jahren komme ich mit meinem Mann – Sommer wie Winter – in dieses herrliche Tal im Salzburger Land. Abwechselnd wohnen wir in verschiedenen Unterkünften in Hüttschlag und Großarl.

Yoga-Wanderung bedeutet langsames Gehen
Nun zurück zur Wanderung: Nach der Yoga-Einheit verlassen wir die Fichtenlichtung und kehren auf den Schotterweg zurück. Tom lädt uns ein, bewusst zu gehen – was vor allem bedeutet: ganz langsam gehen.
„Rollt den Fuß von der Ferse über die Sohle bis zu den Zehen gezielt ab und nehmt dabei die Umgebung wahr“, leitet er uns an. In Babyschritten geht es den Berg hinauf. Ein paar Wanderer überholen uns, ziehen rasch vorbei, während ich mich bemühe, nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Kleine Schritte, langsames Gehen – das ist zwar weniger schweißtreibend, aber ich habe das Gefühl, meine Hüftmuskulatur wird deutlich stärker gefordert. Zumindest spüre ich, wie meine Muskeln arbeiten, wie mein Bewegungsapparat funktioniert und versucht, in Balance zu bleiben.

An einer Wegkehre mit herrlichem Ausblick ins Ellmautal halten wir an, und Martina führt uns durch einen Yoga-Flow mit leichten Vorbeugen. Wir hören, wie ein kleiner Bachlauf über ein Mühlrad aus Metall in einen hölzernen Trog fließt. Das Mühlrad quietscht rhythmisch. Ich konzentriere mich auf meine Atmung. Martina steht mir gegenüber, lächelt mich an, während wir im Stehen unsere Rücken von der Katzen- in die Kuh-Position beugen und strecken.

Martina war zehn Sommer lang Sennerin auf der elterlichen Bachalm zwischen Großarl und Hüttschlag. Sie ist ausgebildete Hebamme und seit 2024 auch Yoga-Lehrerin. Ihr Lebenslauf fasziniert mich. So verschieden ihre Berufe auf den ersten Blick wirken mögen – sie vereinen doch vor allem eines: die Liebe zum natürlichen Leben. Zum Kreislauf des Lebens.
Bei der Yoga-Wanderung heilende Orte entdecken

Unser nächster Stopp ist ein ganz besonderer Ruheplatz. Mitten im Wald hat der „Maurer Schorsch“ die Hubertuskapelle für seine verstorbene Frau errichtet – und einen Kreuzweg, der aus fünf kleinen Kapellen besteht. Sie stellen den Leidensweg Jesu bildlich dar, fast wie eine Krippe. Die in kunstvoller Handarbeit gefertigten Kapellen zeigen, wie tief verwurzelt der Glaube hier gelebt wird.

Gedanken zur inneren Stärke
Wir kommen ins Gespräch über Religion – auch über ihre Schattenseiten, wie wir sie gerade im nicht enden wollenden Nahost-Konflikt erleben: Religion als Machtmissbrauch. Ein schwieriges Thema.
Tom wechselt mit einer einfachen, aber tiefgründigen Frage die Perspektive:
„Wie schwer ist es schon, im Frieden mit der eigenen Familie zu leben?“
Lange denke ich über diesen Satz nach – und über die Aufforderung, mit meinen Nächsten in Frieden zu leben und dabei trotzdem in Balance zu bleiben. Wie die kleinen Schritte, mit denen ich langsam den Berg hinaufgestiegen bin, ist auch das friedliche Miteinander manchmal eine wackelige Angelegenheit. Diplomatie verlangt Feingefühl, Fingerspitzengefühl, das Abwägen von Grenzen – und vor allem die Bereitschaft zum Nachgeben.
In einer Welt, in der Durchsetzungsfähigkeit als Stärke gilt, wird das Nachgeben leider viel zu oft – völlig zu Unrecht – als Schwäche ausgelegt. Dabei ist es gerade diese Fähigkeit, die den achtsamen Umgang ausmacht. Mit unseren Mitmenschen – und auch mit uns selbst.
Eine Zirbe zum Beispiel wächst langsam, aber stetig. In großer Höhe trotzt sie eisigen Wintern, Stürmen und kargen Böden – nicht, weil sie sich durchsetzt, sondern weil sie standhält. Ihre Stärke liegt in der Ruhe, ihre Widerstandskraft im Gleichgewicht mit der Natur. Wenn wir uns nur ein klein wenig von der Zirbe abschauen würden – etwas mehr Geduld, etwas mehr inneren Halt – wie viel stabiler würden wir mit der Zeit werden?
Schafgarbe & Sauerklee – Natur zum Genießen
Gemächlich wandern wir eine Wiese hinab und erfrischen uns mit Wasser aus einer der vielen Quellen. Wir kosten Schafgarbe, deren Bitterstoffe die Leber entgiften sollen, nehmen den herrlich süßen Duft des Holunders wahr, der neben einem Heuschober wächst, und staunen über die Disteln, deren lilafarbene Blüten ein wahrer Insektenmagnet sind. Auch vom Sauerklee – den Martina „Kuckucksklee“ nennt – koste ich. Und er macht seinem Namen alle Ehre.


Achtsamkeitsübung „5-4-3-2-1“
Als wir wieder bergauf wandern, brennt die Sonne. Es ist fast 35 Grad heiß. Martina schiebt eine kleine Achtsamkeitsübung ein, die sich „5-4-3-2-1“ nennt – ich kenne sie gut, habe sie aber noch nie beim Wandern gemacht.
Wir sollen fünf Dinge benennen, die wir sehen, vier, die wir hören, drei, die wir fühlen, zwei, die wir riechen können – und schließlich eines, das wir schmecken. Ich greife erneut zur vertrauten Schafgarbe.
Zum Abschluss unserer Yoga-Wanderung kehren wir zurück in die kleine Lichtung im Wald. Noch einmal spüren wir den weichen Waldboden unter unseren Füßen. Atmen die klare Luft ein. Verwurzeln uns mit Mutter Natur – und blinzeln der Sonne entgegen, deren helle Strahlen durch die Äste der Fichten brechen.
Ich spüre Ruhe, inneren Frieden – und tiefe Dankbarkeit für diesen herrlichen Vormittag in den Bergen.

Yoga-Wandung als Geschenk an dich selbst
Die Yoga-Wanderung ist ein Geschenk. Eine Erinnerung daran, wie heilend die Natur sein kann, wenn wir sie bewusst wahrnehmen. Dieser Vormittag in den Bergen ist auch ein Geschenk, das ich gerne an dich weitergebe.
Wenn du selbst spüren möchtest, wie wohltuend Natur, Bewegung und bewusstes Gespräch sein können, dann komm zu meinem „Walk & Talk im Wald“. Jeden 2. Sonntag begleite ich Frauen in der Lebensmitte auf einem achtsamen Spaziergang – mit Impulsen für innere Balance und Raum zum Austausch.
👉 Hier findest du alle Infos und kannst dich direkt bei mir melden.
Mach es dir schön!
Deine Karina